Hallo Familien-Abenteurer,

hach die Weihnachtszeit ist so schön. Für eure Gemeinsamzeit haben wir eine Adventsgeschichte geschrieben. Viel Spaß beim Hören oder Lesen.

Tief im winterlichen Wald in Oberbayern stand die junge Tanne Thea. Um sie herum wuchsen mächtige Fichten und Tannen, deren dichte Zweige fast alles Licht verschluckten.

Die kleine Bäumin bekam nur ein paar Sonnenstrahlen am Tag ab und so war sie schmächtig geblieben, mit dünnen Ästen, die im Wind zitterten.

Doch zwei treue Freunde machten ihr immer Mut: die fröhliche Amsel Frida, die jeden Morgen ein Lied für sie trällerte, und das flinke Eichhörnchen Emil, das gerne in ihren Zweigen hockte und Geschichten erzählte.

„Du wirst deinen Platz im Leben schon finden“, sagte Frida.
„Größe ist nicht alles! Schau mich an“, lachte Emil.

Eines Tages kamen Menschen in den Wald. Sie trugen dicke Jacken und rote Wangen vom kalten Wind.

Die kleine Bäumin hörte, wie sie sagten: „Für den Marktplatz in Giesing brauchen wir dieses Jahr etwas Besonderes.“

Zu ihrem Erstaunen zeigten sie genau auf sie.

„Mich?“, dachte Thea verwirrt. „Ich bin doch viel zu dünn …“

Doch sie wurde vorsichtig gefällt und auf einen Wagen geladen. Emil huschte schnell in ihre Zweige und versteckte sich.

Während der Fahrt wippte sie unsicher. Die großen, dichten Bäume hatten bestimmt einen besseren Eindruck gemacht. Warum hatten die Menschen sie gewählt? Emil klammerte sich fest an sie.

Der Lastwagen hielt in der ganzen Stadt auf Plätzen und Weihnachtsmärkten. Überall wurden einige Bäume abgeladen. Thea war die letzte und es war schon Abend.

“Alle werden ausgeladen, nur ich nicht” flüsterte sie zu Emil.

Dieser antwortete: “Wir kommen schon noch dran. Bestimmt werden wir am schönsten Platz aufgestellt.”

Dann hielt der Lastwagen noch einmal an. Thea wurde ausgeladen und mitten auf einem Platz aufgestellt. Ringsum standen Buden, aus denen es nach Zimt und gebrannten Mandeln duftete. Menschen strömten herbei und der kleine Baum fühlte sich plötzlich kleiner als je zuvor.

Emil war hin und hergerissen. Er fand es spannend und abenteuerlich, aber er hatte auch etwas Angst vor dem Unbekannten. Er kletterte lieber noch etwas hoch in die Spitze von Thea.

Doch dann kamen Kinder. Mit roten Mützen, glitzernden Augen und Händen voller bunter Kugeln und Lichterketten.

Sie schmückten jeden ihrer dünnen Äste mit glänzenden Augen.

Ein Chor begann schöne Weihnachtslieder zu singen, und die Stimmen schwebten wohlig über den Platz. Die Erwachsenen nippten an dampfendem Glühwein, lachten und sangen mit.

Als die Lichterkette zum ersten Mal anging, stockte Thea der Atem. Warmes, goldenes Licht floss über ihre Zweige, funkelte an den Kugeln und ließ sie heller strahlen als alle Tannen im ganzen Wald.

Emil zuckte kurz zusammen, weil es im ersten Augenblick etwas zu hell war.

„Ich leuchte!“, dachte Thea. „Ich leuchte wirklich!“

Frida kam herbeigeflattert und ließ sich auf Theas Ästen nieder. Endlich hatte sie die beiden gefunden.

„Siehst du? Wir haben einen wunderschönen Platz gefunden“, sagte Frida stolz.

„Ich hab’s doch gewusst!“, rief Emil und turnte begeistert um die Lichterkette.

So verbrachten die kleine Weihnachtsbäumin und ihre Freunde die ganze Adventszeit in Giesing.

Die Menschen kamen täglich vorbei, blieben stehen, staunten, machten Fotos und wünschten sich frohe Weihnachten.

Und die kleine Bäumin, die einst im Schatten der Großen gestanden hatte, strahlte voller Stolz.

Sie hatte gelernt, dass man nicht groß oder perfekt sein muss, um etwas Besonderes zu sein.

Wir hoffen ihr hattet viel Spaß beim Lesen oder Hören unserer Geschichte. Schreibt uns doch gerne, wie sie euch gefällt.

Ihr könnt die Geschichte auch als PDF herunterladen.